08.02.2018
Auch wenn wir erst seit knapp Zwei Wochen auf der Mandelfarm arbeiten, reicht diese Zeit, um den Leidensweg der Mandel einmal selbst gesehen zu haben. Wir klären auf, wie es bei der Mandelernte läuft.
Die Mandeln schlummern dort am Baum. So friedlich. So jung und unwissend hängen sie dort. Es ist ihr erstes Jahr auf der Farm. Und was sie noch nicht wissen: Vermutlich auch ihr letztes. Dann sehen die ersten Mandeln den Schrecken anrollen. Orchard Rite rückt an. Die Maschine packt die unschuldigen Bäume fest, wie ein Schraubstock am Stumpf. Und rüttelt die sich sonst sacht im Wind wiegenden Bäume heftig durch. Die Mandeln, die diese Tortur am Baum überdauern werden der Grund dafür, dass die Bäume mit 4m langen Alu-Stangen geschlagen werden, bis auch die letzen Mandeln loslassen.
Frisch vom Nabel gerissen beginnt die tagelange Farce. Dann liegen sie dort achtlos auf dem Boden und bekommen kein Wasser. Sie dehydrieren gar ganz in der heißen australischen Sonne. Doch keiner schält die Bewässerung in diesen harten Stunden ein. Währenddessen werden alle Rettungsversuche von Krähen, Papageien und anderen Vögeln, die Mandeln zu retten und in ihrem Magen über die Grenzen der Farm zu schmuggeln erbittert mit Blei bekämpft.
Sind die Mandeln dann durch die Hitze in ihrem Willen gebrochen und total trocken, kommen sie auch schon direkt unter die Räder. Sie werden zusammen gekehrt und zu einem länglichen Haufen aufgetürmt. Selbst die, die sich der Bürste entziehen konnten finden keine Ruhe. Sie werden von einem High Speed Blower rücksichtslos auf die nächste Bahn geschleudert, um dann mit den Leidensgenossen dort zusammengekehrt zu werden.
Nun liegen Sie wieder – womöglich für Tage – in der Sonne und dursten nach Wasser. Die, die sich unter die Erde gegraben haben oder sich sonst irgendwie vor dem Sweeper retten konnten werden nun erbarmunglos von Hand zusammengerecht oder ausgegraben.
Dann ein Hoffnungsschimmer! Am Ende der Reihe das helle Licht. Stairway to heaven. Rettung! Doch leider eine Lüge. Der Scheinwerfer des Harvesters rückt näher. Der Harvester sammelt den länglichen Haufen voller kraftloser Mandeln auf. Anschließend werden sie unangeschnallt im Laderaum eines Anhängers zum Lager gefahren und dort wie Schüttgut aufgetürmt. Und nun liegt sie dort: Die „glückliche“ Mandel. Unter dem Gewicht der ihren ächzt sie nach Erbarmen, doch es wird weiter aufgeschüttet. Und weiter gerüttelt, geschüttelt, geschlagen, gerächt und willkürlich verspeist.