Auf dem Weg zum Kap

12.07.2018

Das Gefährt ist bestens vorbereitet – das hoffen wir zumindest.

Auf endlosen Gravel Roads durch die australische Savanne, geht es langsam aber sicher dem Norden entgegen. Bis wir schließlich an einer Abzweigung stehen: Zur Rechten geht die Schotterstraße auf verschlungenem Wege weiter wie bisher und geradeaus, verläuft der sagenumwobene Old Telegraph Track, bolzengerade dem Cape York entgegen. In den 1880er Jahren wurde hier eine Telegraphenleitung in das Dickicht geschlagen. Der Track diente zur Wartung und Reparatur der Masten und Drähte. Nach hundert Jahren Betrieb wurden die Leitungen allerdings durch moderne Funktürme ersetzt und die Letzen ca. 150km des Tracks der Natur überlassen. waghalsigen Off-Roadern ist aber auch noch heute die Möglichkeit gelassen, den einzig wahren Weg an die Spitze des Kontinents zu bezwingen.

Ob wir unser Nummernschild nachher mit den Händen tragen müssen?

Doch bevor wir das Abenteuer durch Wasser, Schlamm und Dickicht in Angriff nehmen, übernachten wir auf dem Campingplatz der Bramwell Junction, wo wir die Entscheidung in aller Ruhe noch einmal überdenken können.

Los geht’s!

Frisch ausgeruht geht es am nächsten Morgen früh los. Keine vier Kilometer auf dem einspurigen Pfad gefahren, da Taucht hinter den Bäumen auch schon das erste große Hindernis auf. Palm Creek. Zwei steile, stufenähnliche Schrägen führen hinunter zum Bach und auf der anderen Seite geht es eben so steil durch den Schlamm wieder hinauf. Ausgerissene Winden, zerstörte MaxTrax und sogar eine ganze Bullbar zeugen von misslungenen Durchquerungen.

Nach einer rutschigen Erkundungstour zu Fuß, wurde die Durchfahrt als möglich eingestuft. Der Allradantrieb wird auf tiefe Untersetzung umgestellt. Langsam rollt das Gefährt auf den Abgrund zu. Mit quietschenden Bremsen senkt sich die Motorhaube immer weiter der schlammigen Pfütze entgegen.

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Der Weg in den Palm Creek hinunter. (Leider sehr verwackelt)

Geschafft, dank der guten Reifen ist das Auto nicht einmal ins Rutschen gekommen. Auch die zweite Stufe ist zwar steil aber kein Problem. Viel problematischer entpuppt sich die Fahrt wieder aus dem Bach hinaus. Der Weg ist extrem ausgefahren und schlammig – ein Hinauffahren unmöglich! Aber wir haben doch unsere Seilwinde.

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Der Weg hinaus, ohne Winde geht gar nichts!

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Am Ende noch schön übers Windenseil gefahren…

Schnell ist ein geeigneter Baum gefunden, (Den Riemenabdrücke nach sind wir nicht die ersten) da geht es auch schon langsam, aber sicher hinauf und festem Untergrund entgegen.
Kurz nach 10 Uhr Morgens und wir sind schon mitten im Off-Road Abenteuer drin. Genau so haben wir und das vorgestellt. Übeall gibt es etwas zusehen: Feststeckende Geländewagen, spannende Huckelpisten oder weiße Kakadus auf den Bäumen.

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Die Flussdurchquerung an der ich meine Schuhe auf Nimmerwiedersehen vergesse. (0:10 links unten)

Nach ein paar kleineren Flussdurchquerungen ist gegen Nachmittag der gefürchtete Gun Shot erreicht. Fast senkrecht Stürzt der Track knapp vier Meter in die Tiefe, wo ein großes Schlammloch auf einen Wartet. Neben den vielen abgerissenen Fahrzeugteilen hängt auch ein großes Schild mit der Nummer (nur mit einem Satellitentelefon zu erreichen) des Abschlppdienstes an einem Baum. Eine Gruppe junger Australier wagt sich mit drei Wagen vor uns an die Abfahrt.

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Kurz vor dem Gunshot Creek
Mutig oder Verrückt?

Naja was soll man sagen? Dem einen brennt beim Versucht aus dem Schlammloch zu fahren fast die Kupplung ab, der zweite ist anschließend nur noch ein „Dreirad“ und der dritte wird mit nur noch einem abgetrieben Rad aus dem Matsch gezogen. – Wir nehmen doch lieber eine der nicht so steilen Umfahrung:

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Gunshot Umfahrung Teil 1

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Gunshot Umfahrung Teil 2

Auf der anderen Seite des Gun Shot Creek schlagen wir neben den verrückten Australiern unser Nachtlager auf. Diese sind erstaunlich gut ausgerüstet, so wird bei Taschenlapenschein und viel Dosenbier ein Auto nach dem anderen wieder repariert.
Nach diesem aufregenden Tag muss natürlich lange ausgeschlafen werden, bevor wir uns einem leichteren Abschnitt des Old Tele Tracks widmen. Im Gegensatz zur Wüstendurchquerung sprudelt es hier nur so von Wasser, so gibt es eine Abkühlung in den Fruitbad Falls, sowie Eloid&Twin Falls.

Am dritten Tage ist Creek Crossing angesagt und die Dichtheit des Schnorchels wird unter Beweisen gestellt. Soweit läuft alles gut, nicht selten steigt das Wasser bis zur Motorhaube und ab und zu läuft der Fußraum ein wenig voll.

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Doch plötzlich nach einer besonders tiefen Flussdurchfahrt beginnt der Motor seltsame Geräusche zu machen. Wir schalten ihn ab und überprüfen den Luftfilter. Dieser scheint trocken zu sein, also ist kein Wasser in den Motor gelaufen und unsere Silikonabdichtungen sind dicht. Doch der Motor lässt sich nicht mehr starten, Fehlzündungen sind das Einzige, was er von sich gibt. Nach einem lauten Knall geben wir es auf. Zum Glück haben andere Off-Roader angehalten und geben uns den Tipp, dass der Zündverteiler geflutet sein könnte. Und tatsächlich, wir haben zwar die Zündkerzen und Kabel alle mit Kabelbinder, Fett und Spray abgedichtet, aber eine Ritze am Zündverteiler vergessen. Als dieser ausgetrocknet und wieder zusammengebaut war, startet das Auto wieder – mit krassem Sound. Bei der lauten Fehlzündungen ist der Schalldämpfer im Auspuff explodiert und hat nun Risse und Löcher. Egal weiter gehts.

Stecken gebliebenes Auto, welchem gerade der Kofferraum vollläuft

Nach diesem kleinen Missgeschick geht es für den Maverick wacker weiter, wo andere feststecken oder durchdrehen fahren wir dank des 2-Inch-Lifts einfach durch und drüber.

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Wir bleiben nicht stecken.

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Die wohl bekannteste Passage des gesamten OTT

Gegen Abend ist mit dem Nolans Creek der letzte große Fluss durchquert und wir Campen zusammen mit den vielen Mitreißenden am Ufer. Bei großer Runde am Lagerfeuer erzählt jeder was er heute auf dem Old Tele Track erlebt hat.

Nach einem kurzen Abstecher zur ehemaligen Durchquerung des Jardin River verlassen wir am vierten Tage den Off Road Track. Wir nehmen die sichere aber teure Fähre über den Fluss und durchfahren kleine Ortschaften auf der anderen Seite. Doch es bleibt keine Zeit zum Rasten, das Kap wartet. Eine schmale Lehmstraße windet sich durch den dichten Jungel. Doch plö4lich lichtet sich das Dickicht un der Blick aufs Meer wird frei. Das Fahrzeug wird zurück gelassen und die le4ten Meter über die Felsen zu Fuß zurück gelegt. Und schließlich stehen wir am Cape Yorke, dem nördlichsten Punkt des australischen Kontinents!